Bild des Monats Oktober 2022 – Ende Museumssaison

Louis Laiblin mit den Künstlerschwestern Elisabeth und Maria Rupp

Der Geschichtsverein Pfullingen konzentriert seine Museumsarbeit in diesem und im nächsten Jahr auf die Dokumentationsstätte Villa Laiblin mit Laiblin-Park. Die Dokumentationsstätte wurde von Mitgliedern des Vereins mit Unterstützung der Stadtverwaltung im Jahr 2011 anlässlich des 150. Geburtstages des Mäzens Louis Laiblin in drei Räumen mit anschließender Loggia in der Villa Laiblin eingerichtet. Die ausschließlich mit originalem Einrichtungsmobiliar, Fotographien, Gemälden und persönlichen Gegenständen von Louis Laiblin ausgestatteten Räume geben Einblicke in das Leben und Wirken von Louis Laiblin und seiner Familie.

Der Mäzen Louis Laiblin wurde 1861 in Pfullingen als Sohn eines Papierfabrikanten geboren. Nach dem Austritt aus der Firma trat er als Förderer von Künstlern, Kirchen, von kulturellen und gemeinnützigen Vereinigungen und als Wohltäter seiner Vaterstadt in Erscheinung. Die denkmalgeschützte historische Villa im Stil der italienischen Renaissance samt denkmalgeschütztem Park gingen nach dem Tod von Louis Laiblin 1927 als Stiftung an die Stadt Pfullingen über. Die Wohnungen in der Villa sind bis heute vermietet. Der Park steht als öffentliche Grünfläche der Stadtbevölkerung als Erholungsraum zur Verfügung.

Ein Leben wie Feuer

So überschreibt der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hermann Bausinger sein Porträt der Lyrikerin und Schriftstellerin, Juristin und Ethnologin Elisabeth Gerts-Rupp
(In: Bausinger, H. 1996: Ein bisschen unsterblich. Schwäbische Profile).

Geboren am 25. November 1888 in Ravensburg ist die eigentliche Heimat für Liesel Rupp das großelterliche Haus in der Reutlinger Gartenstraße 15, wo sie alle Ferienzeiten verbrachte und wohin die Familie nach dem Tod des Vaters 1916 zog. In ihrem Roman Im Zweige (1921) hat sie das Leben in Haus und Garten in glühenden Farben geschildert. Dort entstand ihre gesteigerte Naturbegeisterung, dort lernte sie Literaten und Künstler kennen. Ihre jüngere Schwester Maria (geboren am 9. Dezember 1991) war selbst Bildhauerin.

„Was wäre diese Seele geworden ohne ihren Garten?“ fragt sie gleich zu Beginn ihres autobiographischen Romans. „Aber etwas Schönes gab es außerhalb des Zauns. Eine Wegstunde von R.[Reutlingen] entfernt besaß ein Verwandter, still und fürstlich in großem Park, eine Villa, Wagen und Pferde und einen fürchterlich bösen Hund, der mit wilden Sätzen am Gitter hinaufsprang uns bellte, wenn der Wagen mit uns die breite Einfahrt hinaufknirschte. Dann kam der Onkel [Anm. Louis Laiblin] händereibend und voll Willkommen aus einer entfernten Gartenecke, und sein junger Hausvogt, ein kleiner beweglicher Romane, half uns, überstürzt plaudernd, aus dem Wagen. Wir wurden mit allen erdenklichen Leckereien bewirtet, im Garten herum geführt und fotografiert. Es gab Goldfische, Kanarienvögel, Papageien zu sehen; Bilder und Reiseandenken von Ägypten, Tunis, Palästina wurden gezeigt, und endlich lud man uns, reich beschenkt, wieder in den Wagen, der uns am wütenden Gebell des Hundes hinausführte.“ (Elisabeth ist etwa 11 Jahre alt.)

Dass der Kontakt zu Louis Laiblin über viele Jahre weiter bestand, belegen die Gedichte, die Elisabeth Rupp der „Villa L. L.“ im Gedichtband „Wolke.Wiese.Welt“ mit Holzschnitten von Wilhelm Laage widmete, und weitere im Nachwort zum Roman zusammengestellte Fotos in der Villa mit Laiblin und Schwester Maria in den Jahren 1917 bis 1922.

Letzter Öffnungstermin der Villa Laiblin: 02. Oktober 2022, 14 – 17 Uhr.

Vorschau 2022
Der Geschichtsverein plant, im Jahr 2022 einen Schwerpunkt mit verschiedenen Veranstaltungen auf die von Louis Laiblin unterstützen Künstler und Künstlerinnen zu legen.

Verfasserin: Prof. Waltraud Pustal; Vorsitzende Geschichtsverein Pfullingen e. V.

 

Foto: Mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Reutlingen für das Plakat.